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Arbeiten zur Kindergartenkonzeption
2001 - 1

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 Sigurd Hebenstreit

Kinder sind anders -
Wie anders sind unsere Kindergärten?

 

Ø      Vorbemerkungen

Die Sichtweise von Kindern steht am Anfang meiner kindzentrierten Position von Kindergartenarbeit, und die kindlichen Entwicklungsbedürfnisse bilden ihren Mittelpunkt. „Das ist doch selbstverständlich“, werden Sie vielleicht denken. Doch wenn ich mir die konzeptionelle Landschaft anschaue und wenn ich einen Blick auf die Praxis der Regeleinrichtungen werfe, dann finde ich etwas anderes: Die gesellschaftliche Situation, der Natur- und Umweltgedanke, das Ausbrechen aus dem Trott des ständig Gleichen, die Offenheit für alles, Frauenförderung, ausgedehntere Betreuungszeiten und Qualitätsmanagement – dies sind Themen, die Konjunktur haben. Sicherlich auch überall dort kommen Kinder vor, als Randbedingungen, die zu berücksichtigen notwendig sind – schließlich muß man sein Programm ja an das Kind bringen. Bei Friedrich Fröbel, dem Schöpfer des  Wortes „Kindergarten“, war das noch anders: „Kommt lasst uns unsern Kindern leben“ – überschrieb er seine Kindergartenaufrufe und spielpädagogischen Schriften.

Ich stelle meinen heutigen Vortrag unter die Überschrift des deutschen Titels eines der bekanntesten Bücher Maria Montessoris: „Kinder sind anders“. Anders als wer oder was? Diese Frage möchte ich mir vorlegen, und ich möchte Sie bitten, bei Ihrem Zuhören immer eine zweite mitzubedenken: Wenn Kinder anders sind, wie anders müssen dann unsere Kindergärten sein.

I.                   Kinder sind anders – als wir Erwachsene

Jede Konzeption und jegliche Kindergartenpraxis enthalten ein Bild der Erwachsenen von dem Kind. Er sieht es als kompetent oder hilfsbedürftig, als zu bekämpfendes Monster oder als Ausdruck der Hoffnung, als ähnlich zu sich selbst oder als das ganz Andere, als beliebig formbar oder als festgelegt durch seine Erbanlagen. Häufig legt man sich über sein Kinderbild keine Rechenschaft ab, es bedarf hier keiner Verständigung, denn, was ein Kind ist, dass ist jedermann klar. Es steht doch vor uns, und ist so einfach zu verstehen. Schließlich waren wir selbst alle einmal Kind und dann das breite Feld der Entwicklungspsychologien. Wichtiger als die Frage nach dem Kind erscheint die Zielsetzung der Erziehung: Was soll aus dem Kind werden, und welche didaktischen und methodischen Konzepte brauchen wir, um das Kind von A nach B zu bringen?

Ich vertrete hier eine andere Auffassung und behaupte, dass wir Erwachsenen ein Kind nicht verstehen können und dass mehr als 50 % unserer erzieherischen Arbeit darin besteht, uns vorsichtig dem Kind anzunähern. Weil vorhandene, vielfach aber unbewusste Vorstellungen über Kinder und Kind wie blinde Flecken sind, die oft gegen die eigenen Absichten sich negativ auf das Erziehungshandeln auswirken, stelle ich diesen Aspekt in den Mittelpunkt.

Ø      Maria Montessori: Die Arbeit des Kindes

Maria Montessori, deren Gedanken ich heute mit meiner kindzentrierten Position der Kindergartenarbeit verbinden soll, Maria Montessori also sieht den Menschen unter dem Aspekt der Arbeit, und es hat angesichts unserer hohen Zahl lang andauernder Arbeitslosigkeit eminent politische Bedeutung, wenn sie betont, dass durch Arbeit der Mensch sich als Mensch schafft, dass sie Teil nicht veräußerbarer Menschenrechte ist. Menschen ohne Arbeit zu lassen, heißt, sie in ihrer Würde zu verletzen. Kinder sind Menschen, und sie sind mit ihrer Arbeit ebenso ernsthaft beschäftigt wie der Zahnarzt, der einen kranken Zahn heilt, die Altenpflegerin, die einen dementen Menschen pflegt oder der LKW-Fahrer, der seinen 20-Tonner sicher über die Autobahn bringt. Doch in wichtigen Punkten unterscheidet sich die Arbeit der Kinder von der des Erwachsenen. Während dieser mit der Herstellung eines äußeren „Produktes“ beschäftigt ist, geht die Arbeit des Kinder nach Innen. Es baut aus den ihm angeborenen und angebotenen Möglichkeiten die eigene Persönlichkeit auf. Aus 3 kg Fleisch, ausgestattet mit einem Reflexhaushalt, der gegenüber dem Tier als defizitär zu kennzeichnen ist, wird sich ein individueller Mensch bilden, der auf der Höhe seiner Zeit steht, ja der sogar geistige und körperliche Kräfte hat, um mitzuhelfen, über den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft hinauszugelangen. Dieser individuelle und zugleich gemeinschaftsfähige Mensch ist nicht das Produkt seiner Erzieher, sondern Resultat der Arbeit des Kindes.

Äußeres Produkt vs. eigener Persönlichkeitsaufbau - dies ist der erste Unterschied der beiden Arbeitsarten. Ein weiterer liegt darin, dass die Arbeit einen Erwachsenen erschöpft, weil sie seine Energien verbraucht, während das Kind durch die Arbeit seine Lebensenergie steigert. Wenn Sie nach einem achtstündigen Arbeitstag nach Hause kommen, sind Sie erschöpft, und ein Kind, das jetzt mit einer Anforderung auf Sie zukäme, würden Sie wahrscheinlich auf später verweisen, wenn Sie sich ein wenig ausgeruht haben. Betrachten Sie dagegen die Kinder Ihrer Gruppe, mit denen Sie eine anstrengende Wanderung gemacht haben. Kaum sind sie, die vielleicht vorher quengelten, an dem Rastplatz angelangt, werden die meisten von ihnen sich nicht wie die Kindergärtnerin hinsetzen, sondern ausgelassen umherlaufen, über einen Baumstamm balancieren oder auf der Wiese Fußball spielen.

Ø      Spiel und Arbeit

Maria Montessori ist an der Arbeit des Kindes interessiert, während sie das Spiel als Ausdruck der Unterdrückung des Kindes ablehnt. Spiel erschien ihr als Spielerei, als unnütze Tätigkeit, die die Zeit der Kinder verplempere. Und das Spiel ist für sie Ausdruck der Armut des Kindes. Sie sagte einmal, ein Pferdchen spielendes Kind sei ein armes Kind, das ein Surrogat nähme, weil ihm das richtige Pony des reichen vorenthalten würde. Oder nehmen Sie ein anderes Beispiel. Stellen Sie sich vor, Ihre ständig Mutter-Kind spielende Mädchengruppe hätte plötzlich die Möglichkeit, dass ein reales Baby im Raum ihrer Einrichtung sei. Wie viele, schätzen Sie, ließen ihre Puppen links liegen und würden sich begeistert um Mithilfe beim Wickeln des Säuglings bemühen?

Wir wollen nicht einen Streit um Worte führen. Wenn wir die konzentrierte, selbst motivierte Tätigkeit eines Kindes, das Raum und Zeit zur freien Entscheidung hat, als Spiel bezeichnen, dann verwischen sich die Unterschiede, und es erscheint gerechtfertigt, das „Spiel“ als die „Arbeit“ des Kindes zu bezeichnen. Wir meinen dann nicht das lustige Umherflattern, das mal hier-, mal dorthin Greifen, nicht den fünfminütigen Wechsel von Puzzle, Bilderstellen, Domino. Das Ziel des Kindergartens ist es, jedes Kind zu seiner Spielwelt zu führen, damit es eintauchend in seine Innenwelt diese nach außen darstellen kann. Dadurch wird es seine Fähigkeiten ausbilden, sein Wissen erweitern, seine Gefühle differenzieren. Diese dominierende Tätigkeit des Spiels ist es, die das Kind von dem Erwachsenen unterscheidet. Hier zeigt sich, dass Kinder anders denken, fühlen und handeln. Fünf ist nicht gleich fünf, widersprüchliche Gefühle schließen sich nicht gegenseitig aus, und das Handeln folgt nicht einer äußeren Logik, sondern bringt Bedürfnisse hier und sofort zum Ausdruck.

Ø      Die eigene Sprache des Kindes

Kinder leben in einer anderen Welt, einer Welt, die uns verschlossen ist, und sie sprechen eine andere Sprache, eine Sprache, die wir nicht verstehen. Wir waren einmal Kinder, und haben in dieser Welt gelebt und die Kindersprache gesprochen. Aber das ist lange her. Wir haben uns bemüht, groß zu werden, die Kindheit hinter uns zu lassen, die Gesetze der Logik kennen zu lernen. Wir waren erfolgreich damit: Wir wissen, dass ein Huhn nicht grün , dass ein kleiner Plüschaffe kein Monster ist und dass wir die Schokolade nicht gleichzeitig essen und aufbewahren können. Gut so! Nur wir haben dafür auch einen Preis bezahlt. Wir haben das Land der Kindheit verlassen und seine Sprache verlernt. Es ist nicht wahr, dass man zweisprachig leben kann, und man wird schizophren, wenn man in zwei Welten gleichzeitig zu Hause sein will. Für viele, insbesondere Erzieher, mag es eine verlockende Illusion sein, sich - wie der Lehrer in Janusz Korczaks Roman „Wenn ich wieder klein bin“ - abwechselnd in der Welt der Kinder und der der Großen aufzuhalten, aber es ist eine Illusion. Man kann die Schokolade nicht essen und gleichzeitig aufbewahren.

Kinder sind anders als Erwachsene, und Erwachsene sind anders als Kinder. Sie leben in getrennten Welten und sprechen verschiedene Sprachen. Wenn beide Welten sich überschneiden, dann sind viele Übersetzungsarbeiten notwendig. Diese muten wir zum größten Teil den Kindern zu. Sie müssen lernen, ruhig zu sein, wenn ernsthafte Dinge anstehen; sie müssen lustig sein, um unsere Illusion von der fröhlichen Kinderwelt aufrechtzuerhalten; sie müssen sich uns als hilflos zeigen, damit wir von der Position der Stärke aus uns ihnen zuwenden können; sie müssen sich zanken, damit wir ihnen einen befriedeten Raum garantieren. Das Gewaltmonopol gilt nicht nur für den Staat, sondern auch für die Großen gegenüber den Kleinen.

Ich nehme noch einmal das Bild von der Übersetzertätigkeit auf. Wir können sagen, Kindergärtnerinnen sind professionelle Dolmetscher, die gelernt haben, zwischen der Sprache des Kindes und der der Erwachsenen zu vermitteln. Ein guter Dolmetscher weiß vor allem, wie schwierig es ist, einen Sachverhalt von der einen in die andere Sprache zu übertragen. Ich habe einmal gelesen, dass es in der Sprache der Eskimos mehr als zwanzig verschiedene Wörter von „Eis“ geben soll. Wie viele Wörter gibt es in der kindlichen Sprache für „Angst“? Und wenn Erwachsene von einem Kind sagen, es habe „Angst“, dann sind sie genau so undifferenziert wie ein Deutscher, der aussagt, die Eskimos lebten im ewigen Eis.

Oder nehmen Sie ein anderes Beispiel: Ein Expertenteam von Großen hat sich darauf geeinigt, ein bestimmtes Kind habe ein „Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom“, kurz: ADS. Jetzt übersetzen Sie, als Expertin für Kinderdolmetschen, dies in die Kindersprache. Probieren Sie dies einmal in Ihrem Mitarbeiterteam aus. Ich sage Ihnen voraus, dass Sie bald merken werden, wie nichtssagend das Wort „Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom“ ist. Eine Erwachsenenexpertenrunde meint etwas über ein Kind gesagt zu haben, aber sie hat nur heiße Luft geblasen.

Ø      Die Vergrößerung der Kluft

Kinder sind anders als Erwachsene, und diese Andersartigkeit vergrößert sich mit jedem Schritt, den die gesellschaftliche Entwicklung macht. Gerade in unserer Zeit nimmt die Kluft dramatisch zu. Denken Sie z.B. an den Computer, das Internet, die neuen Medien insgesamt. Schon viele Erwachsene haben Schwierigkeiten mit der neuen Welt, wenn sie sich etwa vorstellen, die frische Milch nicht mehr beim Kaufmann um die Ecke zu erwerben, sondern sie automatisch angeliefert zu bekommen, wenn ein Chip im Kühlschrank gemeldet hat: „Milch geht zur Neige“. Als Erwachsene leben wir gegenwärtig in einer Übergangswelt, die die Kluft zwischen elementaren, nachvollziehbaren Handlungsabläufen und automatisierten Prozessen dramatisch erhöht. Die neue Welt mag zukünftigen Generationen ein Paradies auf Erden versprechen oder zur Vernichtung der Menschheit führen, wir wissen es nicht, und so betrachten wir mit einem Wechselbad von Spannung und Angst die sich abzeichnenden Veränderungen.

Und die Kinder, mit denen Sie im Kindergarten leben? Sie wissen von unserer Erwachsenenwelt so wenig wie wir, als wir klein waren, von der Erwachsenenwelt unserer Eltern. Ich erinnere mich, dass ich als Kind die Erwachsenen ängstlich davon reden hörte, ein böser Mensch namens Chruschtschow habe in einem Haus in Amerika mit dem Schuh auf den Tisch geklopft und laut „Niet“ geschrieen. Das besorgte die Großen. Mich erregte vor allem die Geschichte mit dem Schuh. Das konnte ich mir vorstellen; und das tat man zu meiner Kinderzeit nicht: mit den Schuhen auf den Tisch. Heute könnte ich mir als Kind diese Szene in der Tagesschau ansehen, und in einer Kindersendung würde ein lustiger (denn lustig scheinen wir Großen irgendwie mit den Kindern zu verbinden) Kinderanimateur mit den Vorgang didaktisch geschickt aufbereiten. Nur verstehen würde ich immer noch nichts. Allein die Entfernen: Rußland – Amerika; wo doch schon von mir zu Hause bis zur nächsten Klümpchenbude ein schwieriger Weg voller Abenteuer ist.

Ø      Konsequenzen

Kinder sind anders als Erwachsene, und Erwachsene sind anders als Kinder, dies wollte ich Ihnen mit meinem ersten Punkt sagen, und ich möchte Sie auffordern, die Dramatik der Diskrepanz zwischen diesen beiden Welten zu verstehen. Da gibt es keinen leichten Sprung für das Kind, sondern mühsam muß es sich eine Brücke bauen, und diese Arbeit läßt sich nicht abkürzen. Sie dauert die Zeit der Kindheit, und kein noch so raffiniertes Didaktikprogramm kann sie abkürzen. Auch deshalb sollen wir den Kindern das Recht auf ihre Welt lassen. Den Kindergarten verstehe ich deshalb primär als Ort der Kindlichkeit, der nicht vorschnell von all den gesellschaftlichen Situationen überschwemmt wird, sondern der sich das Ziel gibt, Kindern ein Leben in ihrer Welt zu ermöglichen. Ich bin deshalb gegen den frühen Einsatz des Computers, gegen zu viel technischen Schnickschnack und das krampfhafte Bemühen, Kinder mit unseren Erwachsenenproblemen – von der Umweltzerstörung, der Friedensgefährdung bis zur Emanzipation der Frau – zu belästigen. Kinder benötigen einen Raum von Unmittelbarkeit, elementarer Auseinandersetzung, vorbehaltloser Stabilität und vor allem naiver Simplizität.

Die Kluft zwischen der Welt der Kinder und der der Erwachsenen läßt sich – und dies ist die zweite Schlußfolgerung meines ersten Punktes - aber auch nicht durch einen romantischen Spring rückwärts aufheben. Wir sollten uns bewußt machen, dass wir als Erwachsene Kinder nicht verstehen können. Wir können uns Ihnen vorsichtig annähern, aber sie nicht verstehen. Das mag wie unnötige Wortklauberei aussehen, aber ich meine, dass die Unterscheidung von Annäherung und Verstehen eine wichtige pädagogische Konsequenz enthält: den Respekt vor der Eigengesetzlichkeit der Kinderwelt. Es ist ein wichtiger Aspekt der Arbeit der Kindergärtnerin, Dolmetscherdienste zwischen der Sprache des Kindes und der des Erwachsenen zu leisten. Dabei sollte ihr bewusst sein, dass es einfacher ist, zwischen zwei Sprachen vergleichbarer Gesellschaften zu übersetzen, sagen wir vom Deutschen ins Englische,  als zwischen dem Deutschen und der Sprache eines steinzeitlichen Volkes im verborgenen  Regenwald Südamerikas.

II.                Kinder sind anders – als wir Erwachsenen meinen

Der Montessorische Ausdruck „Kinder sind anders“ lässt sich noch in einer zweiten Bedeutung verstehen: Kinder sind anders, als wir Erwachsenen glauben, dass sie sind.

Ø      Maria Montessori: Polarisation der Aufmerksamkeit

Manchmal sind es kleine, scheinbar zufällige Begebenheiten, die unseren Kopf zwingen, eine ganz neue Richtung einzuschlagen. Nehmen wir an, Sie hätten Ihren Ehepartner oder Freund immer als starken Menschen erfahren, den nichts aus der Bahn wirft. Sie richten Ihre Beziehung entsprechend ein: für die Probleme sind Sie zuständig, für deren Lösung Ihr Partner; Sie sind hilfebedürftig, und er gibt die Hilfe. Nehmen wir weiter an, Ihr Mann würde krank, nichts schlimmes, eine ganz gewöhnliche Grippe. Aber plötzlich zeigt er sich wehleidig wie ein kleines Kind. Wahrscheinlich ist, dass Sie zunächst einmal alles versuchen werden, Ihr bisheriges Bild von Ihrem Mann und Ihrer Beziehung aufrechtzuerhalten. Vielleicht werden Sie sich erklären, es sei das Fieber, das die Schwäche bedinge, aber nicht die Persönlichkeit Ihres Mannes. Doch nehmen wir weiter an, so einfach ließe sich das Problem nicht aus der Welt schaffen, er hielte an seiner Wehleidigkeit auch nach Abklingen des Fiebers fest. Vielleicht gerät jetzt Ihr Bild von Ihrem Mann ins Wanken, vielleicht entdecken Sie, dass Sie ihn in Ihrem Kopf so stark haben machen müssen, weil Sie einen Partner benötigen, an dem Sie sich anlehnen können. Es war nur eine harmlose Grippe, aber Ihr Bild von Ihrem Mann, von Ihnen selbst und von Ihrer Beziehung hat sich grundlegend gewandelt. Das wird Ihre Zukunft verändern, und auch Ihre Interpretationen vergangener Ereignisse wird eine andere.

Ähnlich erging es Maria Montessori. Sie war geprägt von dem traditionellen Kinderbild: unruhig herumflatternde Wesen, die von allen grellen Anreizen angezogen irgend etwas tun, sich aber sofort einem anderen Ereignis zuwenden, das zufällig in ihren Aufmerksamkeitskreis tritt. Vor allem an lustigen Abwechselungen sind sie interessiert, nur nicht etwas sinnvolles lernen wollen sie. Also: Wir Erwachsenen müssen uns bemühen, sie zwingen oder uns einen didaktisch-methodischen Apparat erarbeiten, um das Kind zu motivieren und zu konzentrieren. Doch dann sah Maria Montessori in ihrem ersten Kinderhaus ein dreijähriges Mädchen, das von sich aus konzentriert mit einer Aufgabe beschäftigt war und das sich von allen Störungen seitens der Erwachsenen nicht ablenken ließ. Es setzte seine Arbeit fort, bis es sie selbst für beendet hielt. Dann schaute es „zufrieden um sich, als erwachte es aus einem erholsamen Schlaf.“

Maria Montessori hätte nun denken können: ein besonderes, außergewöhnliches Kind. Doch sie tat etwas anderes. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit in eine andere Richtung: Was wäre, wenn das Verhalten dieses Kindes nicht die Ausnahme wäre, sondern der Regelfall? Was wäre, wenn unsere gewöhnliche Art der Erziehung es ist, die Kinder daran hindert, konzentrierte Arbeiter zu sein? Das kleine dreijährige Mädchen hat das Denken Maria Montessoris grundlegend verändert und über diese die Kindergartenpädagogik insgesamt. Nur stichwortartig will ich andeuten, wie Maria Montessori beschrieb, dass Kinder anders sind, als wir Erwachsenen gewöhnlich meinen:

·             Das Kind ist von innen heraus konzentriert und nicht unruhig hin- und herflatternd,

·             das Kind ist aktiv und nicht passiv,

·             das Kind ist stark und nicht schwach,

·             das Kind baut durch seine Entwicklung den neuen Menschen auf, und es wird nicht durch den Erwachsenen geformt.

Diese, wie Maria Montessori es nannte, Kraft der „Polarisation der Aufmerksamkeit“ ist das Kennzeichen der „Normalisation“ des Kindes, eines Menschen, der auf dem richtigen Weg ist, seine Persönlichkeit aufzubauen. Alle Erscheinungen hingegen, die gewöhnlich bei einem Kind für normal gehalten werden – Unkonzentriertheit, Egoismus, Anhänglichkeit, Abgleiten in eine irreale Phantasiewelt -, sind hingegen Ausdruck eines „devianten“ Kindes, und ein deviantes Kind ist ein unglückliches und verletztes. Aus diesem anderen Kinderbild entwickelte Maria Montessori ihre andere Pädagogik, die ihren Kern in der Umkehrung der Rollen hat: Sie ist dann erfolgreich, wenn das Kind aktiv und die Erzieherin passiv ist. Passivität zu erlernen, sie aber nicht mit Gleichgültigkeit zu verwechseln – dies halte ich unverändert für eine der schwierigsten Aspekte der Erzieherarbeit.

Ø      Bildbetrachtung (1): Zwei Gesichter

Ich mache jetzt einen Einschnitt, bleibe aber bei der These, dass Kinder anders sind, als wir Erwachsenen meinen. Ich möchte Sie bitten, Ihre Aufmerksamkeit auf das erste Bild zu lenken, das Sie in Ihren Unterlagen finden. Ich habe es auf einer Postkarte gefunden, und in einigen Punkten finde ich es für unsere heutige Frage interessant.

Das Kind hat zwei Gesichter, sein wahres: traurig, mit großen Augen in die Welt blickend, und eine Maske, fröhlich grinsend, einem Clown ähnlich. Ich habe es vorher schon angedeutet: Das gewöhnliche Bild möchte in dem Kind vor allem Fröhlichkeit, Lustigkeit, Pfiffigkeit, Schalk sehen. Wir wissen, es gibt traurige Kinder, schade drum, wir bemühen uns sie aufzuheitern. Tränen kommen den Kindern schneller als uns Erwachsenen, aber sie sitzen nicht so tief. Ein kleiner Scherz nur, und die ursprüngliche Fröhlichkeit kehrt zurück. Frage Sie sich einmal selbst, wie lange Sie es aushalten, ein Kind in Ihren Armen weinen zu lassen, ohne ein vorschnelles Tröstungsmanöver zu starten.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden und setze deshalb hinzu: Es kann nicht das Ziel der Erziehung sein, Kinder möglichst traurig zu sehen, vielmehr geht es darum, in ihnen einen großen Vorrat an Lachen, Selbstvertrauen, Optimismus anzulegen, der für ein langes Leben reicht. Doch zwei Zusätze: Dieses Lachen soll keine Maske sein, die wir dem Kind aufdrängen, damit unsere Illusionen nicht zerstört werden. Und: Eine konzentrierte Arbeit ermöglichst selten herzhaftes Lachen. Der Arzt, der zu seinem Schnitt ansetzt, der Fußballer, der einen Pass schlägt, die Büroangestellte, die einen Text in den Computer eingibt, sie alle werden kein Lachen, sondern Aufmerksamkeit in ihrem Gesicht tragen. So auch das Kind, das mit seiner Arbeit beschäftigt ist.

Ø      Bildbetrachtung (2): Marionette

Etwas zweites fällt bei dem Kind auf dem Bild auf: Es ist eine Marionette. Wir müssen uns den Puppenspieler denken, der an den Fäden zieht. Doch das wollen wir Erwachsenen nicht sein: Strippenzieher; und so sehen wir das Kind nicht: uns vollkommen passiv ausgeliefert. Das sind Bilder aus dunklen, aber längst vergangenen Tagen.

Doch ist dieses Denken wirklich verstaubter Rest böser Geschichte? Wie viel trauen wir der Selbstentwicklungskraft des Kindes zu? Ein eineinhalbjähriges Kind, das noch nicht läuft, ein bald dreijähriges, das noch nicht spricht, ein vierjähriges, das einnässt, ein fünfjähriges, das die Farben nicht kennt, ein sechsjähriges, das immer noch am Rockzipfel der Mutter hängt. Wann rufen wir das ganze Heer der Therapeuten zu Hilfe, weil unser gewöhnliches pädagogisches Arsenal nicht mehr ausreicht? Vielleicht erleben wir unsere Erzieherkunst als ohnmächtig, aber der Kinderpsychotherapeut, die Logopädin, die Krankengymnastin, die Ergotherapeutin, der Kinderarzt – sie werden doch Mittel haben, den Schaden zu beheben, das Störende zu beseitigen, die Maschine wieder zum Laufen zu bringen.

Vielleicht wollen wir nicht mehr die Fäden ziehen, weil wir es nicht mehr können. Dann aber wenigstens die Experten, vor denen wir Hochachtung haben. Und Kindheit ist immer mehr zu Expertenkindheit geworden. Ein immer kleinerer Ausschnitt aus dem Gesamt des Kindes wird mit immer mehr Professionalität behandelt. Schauen Sie sich das Marionettenkind noch einmal an: für jede Schnüre ein Experte; vielleicht denken Sie sich auch fast alle Bänder weg, aber an der Hand, da ist noch eine, und an ihr zieht ein ganzes Heer von Fachleuten. Was kümmert es, dass dabei die anderen Körperteile schlaff herunterhängen?

Ø      Bildbetrachtung (3) Zeigefinger

Noch ein dritter Aspekt zu dem Bild. Sie sehen den linken Zeigefinger des Jungen erhoben. Diesen Zeigefinger kennen wir aus der Pädagogik. Nur kommt er eigentlich nicht dem Kind zu, sondern seinen Erziehern. Ich habe Ihnen deshalb noch ein anderes, bekanntes Bild mitgebracht, den Lehrer Lämpel aus Wilhelm Busch’s „Max und Moritz“. „Ihr Kinder, seid aufmerksam!“ Und: „Ich, Kinder, weise Euch den Weg, denn ich weiß, wo ihr im Leben langgehen müsst!“ Doch Max und Moritz scheinen zunächst stärker. Ihr Pulver in die Pfeife des Lehrers gestopft zeigt seine Wirkung. Und so sehen wir Lämpel zum letzten Mal:

„Nase, Hand, Gesicht und Ohren

Sind so schwarz als wie die Mohren,

Und des Haares letzter Schopf

Ist verbrannt bis auf den Kopf.“

Auch jetzt noch erhebt er wieder seine Hände, und der linke Zeigefinger behält seine herausgehobene Stellung. Droht er den bösen Buben oder zeigt er sich selbst den Vogel? Max und Moritz erscheinen stärker, doch Sie kennen auch das Ende der Geschichte: Zu Schrot werden sie gemahlen, und das Federvieh füllt sich seine Bäuche mit ihnen.

Auf dem abgebildeten Kinderbild erhebt der Junge seinen Zeigefinger, oder vielmehr: der Marionettenspieler zieht an der Strippe, so dass der Zeigefinger gehoben wird. Ich nehme das jetzt als Ausdruck für ein Bild, das zugegebenermaßen in Bezug auf den Marionettenjungen etwas weit hergeholt ist, aber etwas aussagt, dass m.E. nicht untypisch ist für unseren Blick auf die Kinder ist. Wir nehmen scheinbar einen Rollenwechsel vor, wenn wir das Kind vergöttlichen. Den Glauben an die Erbsünde, der Generationen früherer Pädagogen geprägt hat, haben wir auf den Schutthaufen der dunklen Geschichte geworfen, und wir erklären das Kind zu unserem Messias. Alles Gute ist von ihm zu erwarten, es ist kreativ, sozial verantwortlich, in seiner Naivität schlau. Erziehung ist eigentlich überflüssig, allenfalls ein wenig Begleitung noch notwendig. Wir sind nicht mehr der Lehrer Lämpel, der dem Kind den Weg weist, sondern das Kind weist uns die Richtung an.

Ist man einmal auf eine solche Fährte eines scheinbar positiven Kinderbildes geraten, dann gehen die Pferde mit einem durch. Immer höher wird das Kind erhoben, man glaubt immer mehr Verständnis zu haben, je mehr positive Wertschätzung man in das Kind hineinlegt. Und weil man einmal auf diesem pseudoreligiösen Gleis ist, liegt auch ein missionarischer Eifer nicht fern: Unwissende Eltern sind zu dem neuen Glauben zu bekehren wie der Heide vom Christentum. Man sieht gar nicht mehr, dass man immer noch der Marionettenspieler ist, der den Zeigefinger des Kindes hebt.

Es tut dem Menschen nicht gut, wenn er auf einen göttlichen Sockel gehoben wird. Die Lichtgestalt des deutschen Fußballs, Franz Beckenbauer, muss dies gegenwärtig in der bundesdeutschen Presselandschaft erfahren: ein uneheliches Kind, ungerechtfertigte Kritik gegenüber der eigenen Mannschaft. So schnell wie ein Mensch zum Gott erklärt wurde, so schnell wird er auch wieder gestürzt. Und: Hat jemand einmal ein vergöttlichtes Kind gefragt, ob es selbst so erhoben werden will? Vielleicht würde es zu seinen Eltern nur sagen: „Lasst mich doch mit euren Problemen und enttäuschten Hoffnungen in Ruhe! Ich habe genug mit mir selbst zu tun!“

Ø      Entwicklung der Erzieherin

Erlauben Sie mir, noch eine weitere Interpretationsmöglichkeit des erhobenen Zeigefingers anzufügen. Er könnte auch bedeuten: In der Erziehung hat der Erwachsene nicht nur Bedeutung für das Kind, sondern das Kind auch für den Erwachsenen. Vielleicht ist es noch nicht einmal ausgemacht, wer sich durch die Jahre des Zusammenlebens mehr wandelt. Wir gehen davon aus, dass in den drei Kindergartenjahren das Kind sich in vielfacher Hinsicht ändert und dass wir Erzieher einen wichtigen Beitrag zu dem Entwicklungsfortschritt leisten. Als Erzieherin kann man dabei den Eindruck haben, nacheinander Generationen von Kindern betreuen zu können. Sicherlich, man wird auch älter, aber die qualitativen Sprünge liegen auf der Seite des Kindes, während man sich selbst nur im Schneckentempo wähnt.

Doch wenn man dann die ersten Kindergenerationen hinter sich hat, dann gewinnt man ein neues Lebensgefühl. Es ist nicht das Gleiche, ob einem Kinder als idealistische, fast noch Jugendliche begegnen, oder in der Zeit, in der man sich mit der Möglichkeit eigener Mutterschaft beschäftigt, oder später, wenn man eigene Kinder im Kindergartenalter hat, die dann größer werden, in der Schule Erfolg haben oder Anlass zur Sorge geben. Der Blick auf die immer noch drei- bis sechsjährigen Kinder im Beruf ist immer ein ganz anderer. Sie können sich diese Reihe jetzt fortsetzen bis zu der Zeit, in der die Erzieherin vor ihrer Pensionierung steht und Großmutter älterer Enkel ist.

Wenn wir es so betrachten, dann bleiben die Kinder gleich, während wir es sind, die sich ständig wandeln. Vielleicht und hoffentlich können wir dann auf verschiedene Kinder blicken, von denen wir sagen können, dass wir dankbar sind, dass sie uns gerade in diesem oder jenem Abschnitt unseres Lebens begegnet sind. Wir haben Entwicklungspsychologien des Kindesalters, die uns bei unserer Arbeit behilflich sein können. Was uns aber fehlt, ist eine Entwicklungspsychologie des Erzieherlebens: Welche Seite berührt das Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt in uns? Was machen wir aus den Chancen, die das Kind uns bietet? Entwickeln wir unser Denken, Fühlen und Handeln durch das Leben mit unseren Kindern? Janusz Korczak sagt: „Es ist einer der bösartigsten Fehler anzunehmen, die Pädagogik sei die Wissenschaft vom Kind - und nicht zuerst die Wissenschaft vom Menschen.“

Ø      Konsequenzen

Kinder sind anders, als wir Erwachsenen meinen. Sie sind nicht unkonzentriert, hilflos, oberflächlich naiv, sie sind keine Hampelmänner, keine Klienten unseres professionellen Expertentums, sie sind keine Teufel und keine Götter. Wir leben ein Stück mit ihrer und unserer Wegstrecke zusammen, und was wir ihnen bedeuten, lässt sich so wenig vorausplanen wie das, was sie uns bedeuten. Das Leben ist kein zweckrationales Anwenden von Wenn-dann-Beziehungen und, sondern eine einmalige, nicht wiederholbare Etappe eines endlichen Prozesses, der seinen Sinn in sich selbst und in der Gestaltung von unverwechselbaren Beziehungen findet.

Ich habe Ihnen vor allem von den falschen Kinderbildern berichtet, denen wir unterliegen, wenn wir glauben, etwas von dem Kind zu verstehen. Nun mögen Sie mit Erich Kästner fragen: „Wo bleibt denn das Positive?“ Doch das, was ich Ihnen sagen wollte, war ja gerade dies: Wir sollten vorsichtig sein mit allen, auch noch so gut gemeinten Bildern, die wir in unserem Kopf entwickeln. Oder, um es pointierter mit Paul Watzlawick zu sagen: „Nur der Schizophrene isst die Speisekarte statt der Speise.“ Sicherlich kommen wir in unserem Umgang mit den Kindern nicht ohne ein Bild von ihnen aus. Dies gilt generell für menschliche Beziehungen, ja vielleicht auch für das Verhalten des Herrchens gegenüber seinem Hund – und umgekehrt. Doch wir sollten, gerade wenn wir professionelle Erzieher sind, in einer Ecke unseres Kopfes immer die kritische Frage aufbewahren: „Stimmt mein Bild von diesem Kind mit dessen Wirklichkeit überein? Zwinge ich ihm ein Bild auf, weil es mir zu unbequem ist, mich selbst zu verändern?“

Lassen Sie mich, dieses zweite Drittel meines Vortrags abschließend, Ihnen noch eine weitere – durchaus praktisch gemeinte – Konsequenz nennen. Sie können das, was ich von der Andersartigkeit der Kinder gegenüber unserem Bild gesagt habe, auch auf das Kind selbst beziehen. In dem Alter, in dem die Kinder bei Ihnen sind, erwerben sie erstmals so viel Selbstbewusstsein, dass sie ein Bild von sich selbst entwickeln. Junge oder Mädchen, Tollpatsch oder Alleskönner, Störenfried oder Friedensengel, dumm oder wissbegierig. Kinder sind sehr abhängig von uns Großen, also übernehmen sie unsere Kinderbilder. Sie sind im Kindergartenalter sehr sensibel für die Frage: „Wer bin ich?“, also suchen sie angestrengt nach Zeichen, die ihnen Antwort auf diese Frage geben können. Dabei vergröbern sie die ihnen von den Erwachsenen angebotenen Hinweise manchmal bis zur Karikatur. Man muss sich als Großkotz aufführen, weil Junge sein, etwas positives ist. Oder man spielt das hilflose, zart besaitete Kind, weil jeder Träne nachgeweint wird. Manchmal sind Eltern erschrocken, wie sehr Kinder ihre Bilder realisieren.

Im Kindergarten wird es oft notwendig sein, diesen sich beim Kind verfestigenden Selbstbildnissen Gegenentwürfe kompensatorisch entgegenzusetzen. Kinder sind noch dabei, herauszufinden, wer sie selber sind. Dies braucht Zeit, und es bedarf des Ausprobierens, welche Möglichkeiten in einem stecken. Ich will jetzt nicht mehr viele Worte machen, sondern Ihnen nur eine praktische Empfehlung geben: Wenn Sie ein sehr aggressives Kind in Ihrer Gruppe haben, vertrauen Sie ihm – ohne Kontrolle Ihrerseits – die Fürsorge eines Säuglings an. Falls Ihnen dies als zu gefährlich erscheint, oder wenn Sie über kein Baby verfügen: Kaufen Sie ein Gedeck teuren Meißener Porzellans, und schenken Sie dieses dem tollpatschigsten Kind Ihrer Gruppe als Frühstücksgeschirr.

III.              Ein Kind ist anders – als andere Kinder

Ich komme jetzt zu dem dritten meiner vier Vortragsteile. Doch keine Angst, Sie haben schon weit mehr als die Hälfte Ihrer Zuhörenszeit geschafft. Sie müssen sich das wie bei einem Fußballspiel denken: Es hat zwei Halbzeiten, und die haben wir jetzt hinter uns. Wenn es sich aber um ein Entscheidungsspiel handelt, dann gibt es bei unentschiedenem Ausgang eine Verlängerung von zwei kürzeren Hälften. Und bei dieser Verlängerung sind wir jetzt angekommen.

Ø      Eigentümlichkeit

Wir können die Montessorische Wendung – „Kinder sind anders“ – noch in einem dritten Sinne verstehen: Jedes Kind ist anders als die anderen. Es hat seine einmalige Geschichte und unverwechselbare Identität. Ein Kind ist nicht der konkrete Anwendungsfall der allgemeinen Kategorie „Kinder“, es passt in kein Raster. Schon die Kombinationsmöglichkeit verschiedener Gene ist groß, noch umfangreicher ist die Differenziertheit verschiedener gesellschaftlicher Umwelten. Unendlich offen sind dagegen die Möglichkeiten, die das Kind selbst ergreift, um aus dem Material seiner Anlagen und seiner Umwelt einen eigenständigen Menschen zu bilden. Der Theologe und Pädagoge aus dem 19. Jahrhundert, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, benutzte ein für unsere Ohren altertümliches Wort, um die individuelle Seite des Erziehungsprozesses zu beschreiben: Er spricht von der „Eigentümlichkeit“ des Kindes.

Ein eigentümlicher Mensch ist ein sonderbarer. Das muss nicht in die Nähe von „irgendwie komisch“ gebracht werden, sondern man kann es auch wörtlich nehmen: man sondert sich von allen anderen ab und baut sich so als einmaligen Menschen auf. In „eigentümlich“ steckt das Substantiv „Eigentum“, es ist also die Dimension, in der jeder Mensch ganz und gar sein eigenes Eigentum wird.

Ich führe das jetzt ein wenig aus und beziehe mich dabei indirekt auf das Menschenbild Johann Heinrich Pestalozzis. Eine zusammenfassende Originalstelle finden Sie in Ihren Unterlagen. Zu unseren Erbanlagen können wir nichts: Es ist Zufall, dass wir das Produkt dieses Mannes und dieser Frau wurden, und noch mehr Zufall ist es, dass wir gerade in diesem Moment gezeugt wurden, dass es diese Eizelle war, die eine einzelne Samenzelle von Millionen, die gleichzeitig ausgesandt wurden, traf. Stellen Sie sich vor, sie wären einen Monat später oder früher gezeugt worden, als Sie es tatsächlich sind. Dann wäre Ihre genetische Ausstattung ähnlich der Ihres Bruders oder Ihrer Schwester. Wir sind nicht verantwortlich für unsere Gene, also kann in Ihnen auch nicht unsere Eigentümlichkeit liegen.

Ebenso zufällig ist die gesellschaftliche Umwelt, mit der wir konfrontiert werden. Mein Vater war ein Jahr alt, als der I. Weltkrieg begann, fünf Jahre, als er zu Ende ging. Die neue Republik, die „goldenen Zwanziger“, der wirtschaftliche Zusammenbruch: das waren die politischen Umstände der Zeit seiner Kindheit. Und die standen nicht nur in der Zeitung, sie wirkten sich sichtbar und handgreiflich bis in das Eisenbahnerdorf meines Vaters aus. Mein Vater war zwanzig Jahre als das nationalsozialistische Unrecht sich gewaltsam Recht verschaffte. Ein Theologiestudium in dieser Zeit der Spannung von Staat und Kirche. Dann der Einzug ins Militär, Kriegsdienst im II. Weltkrieg, Kriegsgefangenschaft. Mein Vater war schon 35 Jahre, als er Gelegenheit hatte, meine Mutter kennen zu lernen und zu heiraten, und es war die schwere Nachkriegszeit, als sie ihre Kinder bekamen.

Ich erzähle Ihnen dies heute, um auf folgenden Punkt aufmerksam zu machen: Es ist nicht mein Verdienst, dass ich Krieg nur aus dem Fernseher kenne, dass ich keinen Hunger habe leiden müssen, dass ich der nationalsozialistischen Versuchung nicht ausgesetzt war. Jeder Mensch lebt sein kleines Leben an einem Ort und während einer kurzen Etappe der Menschheitsgeschichte. Von der Gesellschaft her gesehen ist das Einzelschicksal gleichgültig, es ich nicht mehr als Material für gewaltsame Zerstörungs- und Aufbauprozesse. Aber von dem Einzelnen her gesehen ist dies alles andere als gleichgültig. Jeder hat die nicht wiederholbaren Jahre seines Lebens, in denen er fühlt, denkt und handelt.

So unverantwortlich ich für meine Erbausstattung und meine mir zugewiesene Umgebung bin, so verantwortlich bin ich für das, was ich aus ihnen mache. Natürlich prägen mich Anlage und Umwelt, aber sie schaffen mich nicht. Sie sind nicht mehr als Material, das ich benutzen, um meine unverwechselbare Persönlichkeit aufzubauen.

Es ist diese Einmaligkeit jedes Kindes, auf die die Erziehung zielt. Sie als Erzieherin im Kindergarten bilden für das drei- bis sechsjährige Kind eine Umwelt, in der es eine Hilfe erfahren soll, zu sich selbst zu werden. Es ist nur eine kurze Etappe im Gesamt des menschlichen Lebenslaufes, aber eine wichtige. Sie legt die Grundlage für einen Prozess des Selbstbewusstseins, der in diesen Jahren beginnt, und auf diesem Fundament wird das Kind sein Leben lang aufbauen.

Ø      Schafe

Lassen Sie mich das Gesagte noch von einer anderen Seite aus andeuten. In unserer Zeit der Maul- und Klauenseuche können wir häufig Bilder von Schafen in der Zeitung sehen. Als neulich in der Tagesschau der Nachrichtensprecher eine entsprechende Notiz verlas, blickte mich auf dem Hintergrundbild so ein Tier an. Keine Herde, sondern ein einzelnes Schaf, und es hatte einen so treuen Gesichtsausdruck, er erschien mir so nach Hilfe schreiend, dass er mich an kleine Kinder erinnerte. Dazu die Nachricht, wie viele Tausend Schafe einer Herde getötet wurden, weil einige Tiere aus Holland importiert wurden. Dann ein passender Film: Der Kameramann fing aus dem Hubschrauber Bulldozer ein, die riesige Mengen Tiere auf dem Scheiterhaufen zusammentrugen. Und schließlich stieg Rauch aus dem Tierberg auf. Wenn ich mir jetzt vorstellte, mein eben noch treu in die Kamera blickendes Schaf würde auf diesem Haufen liegen!

Es ist schon Wahnsinn, was da in unserer Welt abläuft. Aber wir sind hier nicht auf einer landwirtschaftlichen Veranstaltung, und wir sollten Tiere auch nicht vermenschlichen. Ich setze mein Schafbild also in anderer Richtung fort. Wenn ich in Holland auf meiner Lieblingsinsel Texel bin, dann kann ich viele Schafherden sehen, und ich muss ehrlich sein, für mich sehen sie alle gleich aus. Sie haben alle den treuherzigen Gesichtsausdruck. Ein Schaf ist wie das andere. Es hat keine Individualität, sondern ist austauschbares Exemplar einer Gattung. Wenn ich als Schafhirte mit der Herde lebte, dann würde vielleicht auch für mich jedes Schaf eine Einmaligkeit gewinnen. Ich könnte sie unterscheiden, ich würde ihnen einen Namen geben. Jeder Tourist, der an meiner Schafherde vorbeiradelte und ein Schaf wie das andere ansähe, wäre für mich ein Ignorant. Als Schäfer müsste ich meine Schafe lieben – was wäre ich selbst, wenn ich als Schafhirte sie mir alle wegdächte.

Was ich mit dieser ganzes Schafgeschichte sagen möchte: Wir erarbeiten uns unsere Einmaligkeit nicht nur selbst, sondern wir entwickeln sie, weil es andere einzelne Menschen gibt, für die wir einmalig sind. Es ist ihnen nicht egal, was aus mir wird, wie es mir geht, was ich fühle, denke und tue. Jeder Mensch ist auf andere Menschen angewiesen, für die er etwas ganz besonderes, einmaliges, eigentümliches ist. Dies gilt auch für uns Große. Unser Leben würde seinen Sinn verlieren, wenn es nicht einzelne Menschen gäbe, für die wir mehr als austauschbare Rollenträger sind.

Ein Kind im Kindergartengartenalter macht erste Schritte hin auf sein Selbstbewusstsein, auf die Ausbildung seiner Eigentümlichkeit. Und weil erste Schritte immer die Gefahr des Hinfallens in sich tragen, sind die kleinen Kinder noch mehr als wir Großen darauf angewiesen, von anderen Menschen Besonderheit zugesprochen zu bekommen. Sie sind verletzlich, weil sie noch nicht so viel Verlässlichkeit in sich haben ausbilden können.

Mutter und Vater, die gesamte Familie sind die wichtigsten Personen, die dem Kind Eigentümlichkeit zusprechen, weil sie durch ihre Kinder selbst eigentümlich werden. Doch für das Kindergartenalter gilt dies auch für die Erzieherin. Diese Aufgabe nimmt zu, weil Familienverhältnisse teilweise brüchig werden. Auch wenn die Kindergärtnerin Mutter und Vater nicht ersetzen kann, so ist ihr persönliches Identifizieren mit dem Kind doch von großer Bedeutung. Wie gesagt, Kinder sind auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, wer sie selber sind, und dies verlangt nach Menschen, die dem Kind Einmaligkeit zusprechen. Eine Erzieherin mag mit ihrer Professionalität zu weit gehen und Ansprüche auf Individualität abwehren wollen (sich z.B. hinter einem technisch guten Frühförderprogramm verstecken), doch jedes der 25 Kinder in der Gruppe wird seine Suche nach Einmaligkeit nicht an der Eingangstür des Kindergartens ablegen, er hängt sie nicht wie die Jacke an den Garderobenhaken, der mit seinen Bildchen noch Einmaligkeit zu versprechen scheint.

Ø      Konsequenz

Ich komme zum Schluss meiner ersten Nachspielhälfte und unterscheide zwischen

-         Kindern,

-         Kindheit und

-         Kind.

Mit „Kindern“ bezeichne ich das, was alle auf einer bestimmten Altersstufe gemeinsam haben. Die Entwicklungspsychologien geben gute Hinweise, dies zu begreifen, und wir brauche dieses Wissen, um uns pädagogisch den konkreten Kindern unserer Einrichtung anzunähern. Wir könnten kein sinnvolles didaktisches Programm für den Kindergarten entwerfen, wenn wir an den Entwicklungsbedürfnissen von Kindern vorübergingen. Wir müssen versuchen zu verstehen, wie Kinder im Kindergartenalter anders denken, fühlen und handeln als wir Erwachsene.

Mit „Kindheit“ bezeichne ich die soziale Dimension des Großwerdens. Die Sozialisationsforschung bietet uns einiges hierfür an. Natürlich ist ein Kindergartenkind, das in dem Dschungel der Großstadt groß wird, anders als eins im Dschungel des Urwaldes. Ein Kind, das mit einer Übersättigung von Spielzeug, Medien, Angeboten von zu Hause zu Ihnen in den Kindergarten kommt, benötigt etwas anderes als dasjenige, das Armut in unserer Überflussgesellschaft erleiden muss. Sich Wissen über Kinderwelten in unserer Zeit, vor allem auch über die soziokulturellen Differenziertheit von Kindheit heute anzueignen, hilft der Erzieherin, sich einem Kind anzunähern.

Aber mit diesen beiden notwendigen Dimensionen von „Kindern“ und „Kindheit“ ist m.E. das pädagogisch Wichtigste noch nicht erfasst. Deshalb gebrauche ich das Wort „Kind“. Es gibt Dinge, für die gibt es keinen Plural. „Heimat“ ist ein Beispiel: Sie können in unterschiedlichen Ländern leben, aber Heimat haben Sie nur eine. Wenn nicht, dann werden Sie heimatlos, und dies schadet Ihrer Gesundheit. „Kind“ ist auch so ein Wort, für das es pädagogisch betrachtet nur den Singular geben sollte. Im Kindergarten ist es für jedes Mädchen und jeden Jungen notwendig, dass die Erzieherin sich darauf einrichtet, für jedes von ihnen eine Ausdrucksform einer einmaligen Beziehung zu finden. Das Kind braucht das, weil es nur so bei der Suche nach seiner Eigentümlichkeit weiter kommt.

Lassen Sie mich noch einen konkreten Hinweis geben. In Mitarbeiterbesprechungen von Kindergärten ist es manchmal beliebt, ein einzelnes Kind durchzusprechen. Jede Erzieherin schildert es aus ihrer Perspektive, und man einigt sich schließlich darauf, was jetzt notwendig sei. Ich habe dies öfter beobachtet, und ich habe meine Schwierigkeit damit. Da ist meiner Erfahrung nach zum ersten, dass häufig nicht unterschiedliche Sichtweisen des gleichen Kindes ausgebreitet werden, sondern dass eine bestimmte Perspektive sich schnell durchsetzt und alle Teilnehmerinnen der Dienstbesprechung bestätigende Beispiele aus ihrem Wahrnehmungskreis suchen. Wenn so sechs Erwachsene zusammengetragen haben, was ihrer Meinung nach die Charakterisierung eines Kindes als schwierig rechtfertige, dann muss das Kind wohl wirklich verhaltensauffällig sein. Welche Außenseiterin von Erzieherin hätte jetzt noch den Mut zu sagen, dass Kind sei nicht schwierig, vielmehr besonders sensibel und rücksichtsvoll. Die Macht der scheinbaren Fakten scheint sie zu widerlegen. Vielleicht ist es aber auch nur die Macht kreisförmig bestätigter Vorurteile. In Ihren Unterlagen finden Sie die Geschichte von dem andorranischen Juden, die Max Frisch geschrieben hat. Vielleicht lesen sie diese zu Hause durch.

Und noch eine zweite Schwierigkeit habe ich mit dem Durchsprechen von Kindern. Seine Urteile laufen immer auf eine vergleichende Beurteilung mit anderen Kindern hinaus. Ein Kind ist besser oder schlechter, in seiner Entwicklung voraus oder zurück in Sprache, Denken, Handeln Spiel als die meisten anderen. Das Urteil mag ja durchaus richtig sein, nur die Individualität dieses Kindes wird dadurch verfehlt. Denken Sie an sich selbst, würden Sie den Kern Ihrer Persönlichkeit dadurch beschreiben, dass Sie schlechter basteln, dafür aber schöner singen können als Ihre Kollegin, dass Sie zwar nicht so gut kochen können, dafür aber hübscher aussehen?

Um Sie nicht mit meiner Kritik an dem doch so beliebten „Durchsprechen“ von Kindern alleine zu lassen, füge ich noch einen praktischen Hinweis hinzu: Versuchen Sie Ihren individuellen Zugang zu einem einzelnen Kind dadurch Ausdruck zu geben, dass Sie eine Geschichte schreiben. Stellen Sie sich das nervigste Kind Ihrer Gruppe vor, und schreiben Sie einen Aufsatz: „Hans, der erfolgreiche Autoverkäufer“. Gehen Sie ruhig mit Ihrer Phantasie durch, und beschreiben Sie das Aussehen von Hans, seine Ehefrau und seine Kinder, stellen Sie sich ihn vor in einer Gruppe Skat Spielender im Wirtshaus, machen Sie mit ihm eine Wanderung auf einen Berg, und erleben Sie viele Abenteuer dabei. Je weiter Sie mit Ihrer Geschichte kommen, desto vertrauter werden Sie mit ihm werden, und was man sich vertraut gemacht hat, das findet man nicht nervig, sondern liebt es als ein einzigartiges Exemplar.

Oder ein weiterer Vorschlag: Schreiben Sie eine Fortsetzungsgeschichte von Max und Moritz, jetzt ist es Hans, der Streiche ausführt. Und seien Sie ehrlich, finden Sie die beiden Buben nicht auch lustig, fröhlich und pfiffig und ihr Ende eher traurig und ungerecht? Wenn Sie nach Ihrer Geschichte von dem fiktiven Hans zu dem realen Hänschen zurückkehren, bin ich sicher, dass Sie mehr von ihm verstanden haben als bei jedem Durchsprechen in Ihrem Mitarbeiterkreis. Und vor allem bin ich mir sicher, dass Sie Ihrem Hänschen am nächsten Morgen mit frischer Liebe begegnen werden. Und wer weiß, vielleicht wird Ihre fiktive Geschichte viel mehr Richtiges enthalten als die scheinbar sachlichen Prognosen in Dienstbesprechungen. Machen Sie doch mal die Probe aufs Exempel.

IV.            Wie anders müssen unsere Kindergärten sein?

Jetzt habe ich die erste Hälfte der Nachspielzeit schon wieder kräftig überzogen. Um dem drohenden Abpfiff zuvor zu kommen, sage ich Ihnen nur noch stichwortartig, was ich Ihnen sagen wollte, jetzt aber nicht mehr ausführe.

1.       Meine Kindergartenkritik: Kindergärten sind sich bis hin ins Äußerliche hinein sehr ähnlich. Ich hätte Ihnen zur Illustration dieser These die Geschichte von einem siebenjährigen Jungen erzählt, der mit dem Auto an einem ihm unbekannten, etwa 400 Meter entfernten Gebäude vorüberfährt und es spontan als Kindergarten identifiziert – wohl weil die großen Scheiben mit Kindertümeleien beklebt sind.

2.       Meine Konzeptionskritik: Viele vorgeschlagene Neuerungen laufen nach dem Prinzip: Nicht besser soll der Kindergarten sein, sondern hauptsächlich anders. Ich hätte Ihnen zu diesem Zweck das Bilderbuch „Der Superhase“ von Helme Heine vorgelesen: „’Wer berühmt ist, ist anders als die andern – also: wer anders ist als die andern, wird berühmt!’ So dachte Hans Knabberrabber in seinem Hasenhirn und beschloß, anders zu werden als die andern.“ So steht es auf dem Einbanddeckel.

3.       Mein erster konstruktiver Vorschlag: Alle Kindergärten müssen untereinander gleich sein, um Kindern gerade in unserer Zeit einen geschützten Raum zur Bewahrung von notwendiger Kindlichkeit anzubieten. Vielleicht sind die Uniform von Jeanshose und Markenturnschuhen ja nur Äußerlichkeiten, aber in pädagogischer Hinsicht hätte ich Ihnen zu zeigen versucht, dass – weil Kinder anders als Erwachsene sind - sie Angebote benötigen, die anders sind als das, was wir für unsere Erwachsenenwelt schaffen.

4.       Und schließlich mein zweiter konstruktiver Vorschlag: Alle Kindergärten müssen sich voneinander unterscheiden, um der Eigentümlichkeit und Einmaligkeit jedes Kindes gerecht zu werden. Ich hätte Ihnen berichtet von meinem zweijährigen Sohn, dem ich für seine bevorstehende Kindergartenzeit vor allem eins wünsche: dass er auf eine Kindergärtnerin trifft, die ihn so liebt, wie er ist.

Doch das jetzt auszuführen, würde zu weit führen. Zu lange schon haben Sie mir geduldig zugehört. Dafür bedanke ich mich herzlich.


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